Nachdem der sächsische Kurfürst August der Starke (1670-1733) die Ausstattung der Poststraßen mit Postmeilensäulen veranlasst hatte, wurde dieser Beschluss in vielen Fällen sofort umgesetzt. In Wolfen vergingen mehrere Jahre, bis die Halbmeilensäule am Postkurs Leipzig – Delitzsch – Dessau - Magdeburg im Zuge der heutigen Leipziger Straße schließlich im Jahr 1730 vermutlich von Steinmetz Döbel aus Delitzsch angefertigt und wohl auch aufgestellt wurde. Postmeilensäulen dieses Typs sind Entfernungsanzeiger, die entlang der Straßen in regelmäßigen Abständen von etwa 2,27 Kilometern aufgestellt wurden. Dies entsprach der Länge einer sächsischen Viertelmeile bzw. halben Wegstunde. Jeder Viertelmeilenstein sah ähnlich aus. Das galt auch für die Halb- und Ganzmeilensäulen.
Eine ganze Meile entsprach zwei Wegstunden, was als Entfernungsmaß auch an den Säulen steht. Da eine Wegestunde etwa der Strecke entsprach, die ein Fußgänger in einer Zeitstunde zurücklegt, war das auch für die Allgemeinheit gut nachvollziehbar. Wenn der Reisende also auf der Halbmeilensäule in Wolfen las, dass es noch vier Stunden bis nach Delitzsch seien, dann entsprach dies exakt zwei Meilen (ca. 18,12 Kilometer).
Auf den in Sachsen-Anhalt nur noch sehr selten erhaltenen Halbmeilensäulen befanden sich zudem jeweils die Jahreszahl, das Posthorn und die Initialen von August dem Starken (AR). Zudem tragen sie eine Reihennummer, deren Zählung in einer der beiden großen Städte Sachsens begann. Die Halbmeilensäule in Wolfen trägt die Nummer 18, ist also 4 1/2 Meilen (ca. 40,78 Kilometer) vom Nullpunkt entfernt, da es pro Meile vier Postmeilensäulen gab. Dieser Anfangspunkt befand sich somit an der damaligen Poststation in Leipzig. Zudem wird auf der Säule einseitig die Entfernung nach Holzweißig mit "1 St. 3/4" und nach Delitzsch mit „4 St.“ zur nächsten Poststation bzw. Stadt angegeben. Die Poststation Holzweißig war also weniger als eine ganze sächsische Meile entfernt oder etwas genauer umgerechnet etwa 7,93 Kilometer. Die Entfernungsangabe in die Gegenrichtung fehlt.
In Wolfen bildet die Halbmeilensäule ein schönes Ensemble mit der Johanneskirche. Die Entfernungsangaben befinden sich an der Nordseite der Säule, damit der von Norden kommende Reisende sie sehen konnte. Schon anhand ihrer Form, die sich ab oben verbreitert, konnte er im Vorbeifahren sehen, dass es sich um eine Halbmeilensäule handelt.
Laut dem Lexikon Kursächsische Postmeilensäulen wurden Teile der Halbmeilensäule, die in der preußischen Zeit abgebaut worden war, während des ersten Weltkrieges bei Straßenbauarbeiten wiederentdeckt und 1917 zunächst als Prellsteine am örtlichen Dorfteich aufgestellt. 1923 fügte man sie wieder zusammen und baute sie provisorisch in einem Schulhof auf. Die heutige Säule an der Ecke zur Kirchstraße ist eine 1981 angefertigte Kopie dieses Steins. Der Verbleib der Originalteile ist nicht bekannt.